Tag 5

11.03.2025 04:47

Es war ein sehr intensiver Tag mit zutiefst berührenden menschlichen Begegnungen und Erlebnissen. Am Vormittag haben wir anhand von Listen, die wir von den Helfern im Lager bekommen haben, in erfüllend fröhlicher Kleinarbeit die gewünschten Schuhgrößen aus den vielen Schachteln auf den fünf vollen Paletten herausgesucht. Diese Arbeit ist ziemlich zeitaufwendig, aber ich weiß, dass mit einem Lächeln im Gesicht alles leichter und besser von der Hand geht. Ich dachte dabei an die vielen Füße der Menschen, denen mit den neuen Schuhen Gutes getan wird. Die hunderte, ja oft tausende Kilometer in ausgelatschten Turnschuhen unterwegs gewesen sein mussten.

Günther hatte eine lange Liste auf seinem Mobiltelefon. Er sagte mir die Namen und Schuhgrößen der künftigen Besitzer an. Ich begann die Suche, nicht nur einmal befand sich die richtige Schuhgröße in der untersten Schachtel auf der Palette, aber was soll´s... und nachdem ich fündig wurde, klebten wir ein Pickerl mit dem Vornamen auf jede Schuhschachtel. Danach drückte mir Günther einen großen Plastiksack in die Hand, in den ich die Schuhschachteln schlichtete. Darauf wurde wiederum ein Pickerl mit der Nummer des Zeltkontainers geklebt. Es waren fröhliche Stunden gemeinsamen Werkens.

Um die Mittagszeit hat uns Jannis, der Fahrer, mit dem Van ins Lager gebracht. Zuerst wurde das Essen ausgeteilt. Danach machte ich mich zusammen mit der herzenslieben Amira und zwei weiteren lieben Damen auf den Weg zu den Kontainern. Wir waren sozusagen "schuhvollbeladen". Amira und die zwei Damen sind drei der vielen Helferinnen im Lager, die jeden Winkel und jedes Zelt kennen.

Es waren, wie eingangs erwähnt, unbeschreiblich berührende menschliche Begegnungen, die ich erfahren und erleben durfte. Wenn man die ausgelatschten, kaputten Latschen sieht, die vor den Eingängen der Container herumliegen, kann man sich etwas leichter die unendliche Freude der Menschen vorstellen, die sie über die neuen Schuhe haben. Selbst Kinder, die noch keine bekommen haben, bettelten darum. Wir mussten sie vorerst vertrösten und um etwas Geduld bitten und haben versprochen, dass sie bald an die Reihe kommen.

Dann war da auch noch dieses herzzerreißend liebe Mädchen Beheshta, das an einer Muskelkrankheit leidet und nicht einmal mehr in der Lage ist, aufzustehen. Beheshta sitzt einfach nur da, auf dem Boden vor dem Eingang des Kontainers. Als mich das Mädchen erblickt sieht es mich einem bezaubernden Lächeln an und ich durfte Behashta sogar in meine Arme nehmen. Günther meinte, dass es in Österreich medizinische Möglichkeiten geben würde, dem Mädchen zu helfen. Und ich überlege seitdem intensiv, wie wir das bewerkstelligen und ermöglichen können. Der Name Beheshta bedeutet übrigens "Paradies".

Als wir gerade mitten in der Verteilung waren, kam Günther und sagte mir, dass Nikos angerufen hat und sagte, wir müssen gleich abfahren und die Arbeiter im Olivengarten abholen. In diesem Moment war mein Platz aber hier im Lager bei den Menschen und so habe ich mich dazu entschlossen, nicht mitzufahren, sondern zusammen mit "meinen" drei lieben Damen mit der Verteilung der Schuhe weiter zu machen. Gesagt getan.

Nach getaner Arbeit haben wir noch ein gemeinsames Foto gemacht. Danach machte ich mich zu Fuß auf den Weg nach Mytilini, worüber ich sogar sehr froh war, denn die zweistündige Wanderung hat mir sehr gut getan. An einem Strand habe ich dann auch noch einen schönen Stein gefunden, den ich mit nach Hause nehmen werde und auf den meine liebe Freundin Brigitte Baldrian eine Friedenstaube malen wird. In Mytilini habe ich im Restaurant Martano herrliche Gemüselaibchen und einen Salat genossen und mich dann auf den Weg zu meiner Unterkunft gemacht, wo ich müde, aber glücklich und zufrieden ins Bett gefallen bin.

Liebe Freunde, nachdem ich mich morgen um 12:00 Uhr von Mytilini auf die Reise nach Athen machen werde, ist es heute hier mein letzter ganzer Tag. Es wird bestimmt wieder ein Tag mit vielen Ereignissen und Erlebnissen. Das bedeutet aber auch, dass dieser Blog nach dem morgigen Tag eigentlich beendet sein würde. Falls Ihr den Wunsch habt, dass ich mit meinen täglichen Berichten weitermachen sollte, dann gebt mir bitte entweder per E-Mail (o_trompeter@yahoo.de) oder auf dieser Webseite im Gästebuch Bescheid. Ich wäre jedenfalls bereit und würde das gerne für Euch machen, ich will mich aber auch nicht aufdrängen.

In Athen werde ich einige Tage bei meinen Freunden verbringen und danach will ich mich für einige Zeit in das kleine Dorf Falanthi in das Häuschen meiner Freunde zurückziehen und an meinen Projekten weiterarbeiten und vor allem möchte ich versuchen, mich etwas zu erholen - am Saga-Strand von Koroni - Muscheln und Herzerlsteinchen suchen, einfach am Strand sitzen und aufs Meer hinausblicken und... wenn Ihr dabei sein wollt, lasst es mich bitte wissen und Euch überraschen.

Aber jetzt steht noch ein arbeitsreicher Tag bevor...

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